«Wochendiagnose: Europäische Tage»
Die Häufung von Gedenktagen in dieser Woche mag kalendarisch Zufall sein, ist aber politisch mehr als plausibel. Vor 80 Jahren fand der Zweite Weltkrieg sein Ende in Tod und Trümmern. Vier Jahre später, am 5. Mai 1949, wurde der Europarat gegründet, und am 9. Mai 1950 folgte mit der Schuman-Erklärung die Grundsteinlegung für das ambitioniertere Konzept der europäischen Integration, aus dem sich die Europäische Union entwickelte.
Die Friedensvision, die der Europa-Idee zu Grunde liegt, ist heute von unveränderter Aktualität. In der Ukraine werden Militärs und Zivilpersonen grund- und wahllos von der russischen Armee bombardiert. Aus den Waffenbrüdern von damals sind nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion über die Jahrzehnte Todfeinde geworden.
Im Westen des Kontinents sind demgegenüber glücklicherweise dauerhafte Freundschaftsbeziehungen zwischen ehemals verfeindeten Ländern gewachsen. Dies ist kein historischer Zufall, sondern das Resultat einer konsequenten Integrationspolitik.
Die Bewahrung des Friedens wird nicht erst bei konkreter Kriegsgefahr zur politischen Aufgabe, sondern sie ist es bereits jetzt. Spätestens, seit sich bei den Wahlen in verschiedenen europäischen Ländern eine neue autoritäre Tendenz bemerkbar macht, sollte dies allen politisch Wachsamen klar sein.
Mitten im Kontinent gelegen, ist auch die Schweiz gefordert. Auch wir können zur Stärkung der europäischen Ideale von Frieden, Demokratie und Wohlstand beitragen. Es liegt in unserem eigenen Interesse, wie ein nüchterner Blick auf die Ergebnisse der jüngsten Verhandlungen mit der EU zeigt.
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