25. Februar 2023

«Wochendiagnose: schockiert»

Seit einem Jahr herrscht in Europa wieder Krieg. Der brutale und verbrecherische Überfall Russlands auf die Ukraine hat Millionen von Menschen in den betroffenen Gebieten in Tod und Leid gestürzt. Was für ein schrecklicher Jahrestag für ganz Europa.

Am Hartmannsweiler-Kopf unweit von Basel hatten sich im Ersten Weltkrieg deutsche und französische Truppen auf engstem Raum belagert, belauert und bis aufs Leben bekämpft. Mehr als hundert Jahre später sind die Wunden des Gemetzels noch immer in der Landschaft ablesbar. Das menschliche Leid ist demgegenüber für Unbeteiligte höchstens erahnbar.

Ein Besuch der Gedenkstätte vor knapp fünf Jahren hat mich tief beeindruckt und berührt. Heute schockiert mich die Erinnerung daran. Damals fühlte sich der Schrecken historisch überwunden an, die Wiederholung eines derartigen Stellungskrieges in Europa erschien undenkbar – und doch ereignet sich diesen Winter genau dies.

Es scheint mir unvermeidlich und richtig, dass der neue Krieg unsere Aussen- und Sicherheitspolitik verändert. Anspruchsvoller noch als die Stärkung unserer Hilfs- und Verteidigungsbereitschaft wird die Wahrung eines menschenfreundlichen und friedlichen Weltbildes. Die Arbeit daran bleibt eine ewige.

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«Wochendiagnose»