11. Dezember 2022

«Wochendiagnose: Respekt»

Die Bundesratswahlen waren für Basel die Enttäuschung der Woche, vielleicht des Jahres.

Es hätte alles passen können: Eine höchst kompetente Kandidatin, eine aussichtsreiche Ausgangslage. Entsprechend waren Hoffnungen erlaubt. Frustration, auch Kritik über das Wahlergebnis sind verständlich und teilweise auch berechtigt. Es ist insbesondere störend, dass die grossen Städte nun nicht mehr im Bundesrat vertreten sind.

Die Nachlese, die Basel seither bewegt, bringt allerdings auch Irritierendes hervor. Auffällig ist etwa, wie viele es schon immer gewusst haben wollen. Mit einiger Polemik wird die Schuld den Lieblingsgegnern zugewiesen: wahlweise den Rechten, den Linken, den Bauern, dem angeblich überheblichen Baslertum oder der Kandidatin selber, und genüsslich werden offene Rechnungen beglichen, sobald es die politische Börsenlage vermeintlich erlaubt.

Dabei geht der Respekt vor der Wahl und den Kandidatinnen zum Teil etwas verloren. Und es wird die ganz besondere Gemengelage am Wahltag unterschätzt. An diesem Mittwoch hat sich aus einem spezifischen Amalgam aus parteitaktischen Überlegungen und persönlichen Einschätzungen im Nationalratssaal eine Dynamik zu Ungunsten der baselstädtischen Kandidatin ergeben. Es hätte ihr auch reichen können. Eva Herzog wäre eine sehr gute Bundesrätin geworden. Sie war sehr nahe dran und verdient höchsten Respekt für ihre Kandidatur.

Bundesrätin Baume-Schneider wünsche ich im neuen Amt alles Gute.

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