30. September 2022

«Wochendiagnose: das elastische Tischtuch»

Die Krankenkassenprämien seien zu hoch, die Kosten zu dämpfen, die Notfallstationen auszubauen und das Personal zu entlasten – am Gesundheitswesen wird gezerrt wie an einem Tischtuch.

Fortschritt, Wachstum, Alterung, Teuerung und Personalknappheit haben ihren Preis. Er wird uns mit versicherungsmathematischer Unerbittlichkeit jedes Jahr wieder präsentiert. Nach einer deutlichen Entspannung in den vergangenen Jahren mit teilweise sinkenden Prämien ist dieses Jahr eine kräftige Erhöhung zu verdauen. Keine leichte Kost. Verständlicherweise wird nach Kosteneinsparungen gerufen.

Die Wahrnehmung bei den Berufsleuten im Gesundheitswesen ist eine andere. Sie sind seit vielen Monaten stark belastet, verlieren viele Kolleginnen und Kollegen an andere Jobs mit Homeoffice statt Nachtschicht und machen sich Sorgen um die medizinische Versorgung. Verständlicherweise fordern sie bessere Bedingungen und mehr Geld für ihre Arbeit.

Wie also den grösseren Tisch decken ohne zusätzlichen Stoff?

Gesucht ist das elastische Tischtuch. Seine Formel ist durch die Beteiligten im Gesundheitswesen und die Politik partnerschaftlich zu definieren. Gezieltere Steuerung, bessere Vernetzung, zusätzliche Ausbildungsstellen und mehr Digitalisierung sind Fasern für diesen Stoff. Zu weben ist er mit Ehrlichkeit und Respekt für die Gesundheitsleistungen, auf die wir in der Schweiz zählen dürfen – und auf die wir auch in Zukunft angewiesen sein werden.

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