21. Januar 2022

«Wochendiagnose: Menschenrechte und Tierschutz»

In drei Wochen geht es an der Urne um unser Verhältnis zu Tieren. Aber Achtung: Falsche Tiersympathie würde die Menschenrechte gefährden!

Zwei Volksinitiativen fordern eine Neudefinition des Verhältnisses zwischen Mensch und Tier. National wird ein Verbot von Tierversuchen gefordert, kantonal die Gewährung von Grundrechten für Primaten. Beides führt in die Irre – bis hin zur Verletzung von Menschenrechten.

Extremer geht es kaum: Eine eidgenössische Volksinitiative will Tierversuche verbieten und auch gleich die Einfuhr von sämtlichen Produkten untersagen, für welche direkt oder indirekt Versuche gemacht werden. Dies bedeutet, dass wir Schweizerinnen und Schweizer den Zugang zu den modernen Medikamenten und entsprechenden Behandlungen verlieren würden. Das kann niemand wollen – es wäre darin sogar eine Verletzung des Rechts auf Leben zu sehen, und zwar von uns Menschen.

Während national Menschrechte zu Gunsten von Tieren eingeschränkt werden sollen, will die kantonale Primateninitiative das Recht auf Leben und körperliche und geistige Unversehrtheit ins Tierreich ausdehnen. Zu Recht machen die Verantwortlichen des Zoos und andere Experten darauf aufmerksam, dass Grundrechte ein Konzept von Menschen für Menschen sind und für Affen nicht funktionieren. Keinem einzigen Tier wäre gedient durch Annahme der Primateninitiative!

Hingegen droht auch hier eine Verwässerung der Menschenrechte: Eine Ausdehnung auf Tiere wird nicht ohne Folgen bleiben für unsere Grundrechtsdoktrin. Wenn unsere Grundrechte ihren exklusiven Schutzcharakter verlieren, könnte ihre Einschränkung leichter begründbar werden. Der für Primaten vorgeschlagene Wortlaut ist wörtlich der Menschenverfassung entnommen. Lemuren sind zwar putzig, aber soll ihre «geistige Unversehrtheit» wirklich nach denselben Regeln beurteilt werden wie unsere - respektive umgekehrt?

Wir sollten dabei bleiben: Menschenrechte sind für Menschen. Würde und Interessen von Tieren müssen über den Tierschutz sichergestellt werden.

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