21. November 2021

«Wochendiagnose: Pflege»

Eine Woche vor der Abstimmung hat das Anliegen einer Stärkung der Pflegeberufe viel Unterstützung. Offen sind die Fragen der bestmöglichen Umsetzung.

Die Bedeutung eines starken Gesundheitswesens ist in den Monaten der Pandemie offensichtlich geworden. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels sind die Arbeitsbedingungen der Gesundheitsberufe zu Recht zum dominanten politischen Thema geworden.

Das Thema ist nicht neu. Seit Jahren unternehmen die Akteure des Gesundheitswesens grosse Anstrengungen, um die Ausbildungszahlen zu erhöhen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das müssen wir weiterführen und verstärken. Bis hierher sind sich alle einig. Bloss: wie, wann, zu welchem Preis soll das geschehen?

Als Gesundheitsdirektor sehe ich im indirekten Gegenvorschlag des Parlaments mehr Vorteile als in der Pflege-Initiative, denn so könnten wir rasch vorwärtsmachen und die vom Bund zugesagten finanziellen Mittel für eine Aus- und Weiterbildungsoffensive abrufen. Eine Annahme der Initiative wäre zwar ein starkes Signal, würde aber konkret in den nächsten Jahren weniger bringen.

Zur politischen Fairness gehört der Hinweis, dass in beiden Fällen echte Verbesserungen im Arbeitsalltag des Gesundheitswesens nicht gratis zu haben sind. Mehr Personal mit besseren Arbeitsbedingungen kostet mehr Geld, braucht höhere Spitaltarife und führt zu höheren Ausgaben bei Kassen und Kantonen. Die Pandemie lehrt, dass uns das Gesundheitswesen das wert sein sollte.

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