21. Mai 2021

«Wochendiagnose: Kneipp»

Sebastian Kneipp, einer der bekanntesten Naturheilkundler Europas, wurde vor 200 Jahren geboren. In der Basler Dalbe erinnern ein Wasserbecken und ein Parcours an den Priester aus Bayern.

Ich habe das Bild diesen Dienstag auf dem Mittagsspaziergang am Rhein geschossen. Man kann darin ein Symbol für den missratenen Auftakt in die Badesaison 2021 sehen. In der Tat lädt das Wetter derzeit noch nicht zu einem Bad im Rheinwasser. Die echten Anhängerinnen und Anhänger des Kneippens stört das freilich nicht. Sie begingen diese Woche das Jubiläum natürlich beim Wassertreten. Auf dem Parcours dem Rhein entlang lassen sich auch die weiteren Elemente der Kneipp’schen Lehre erkunden – der Rundweg wird sogar von Schweiz Tourismus beworben.

Die Kneipp’sche Naturheilkunde war eine der zahlreichen Reformbewegungen des 19. Jahrhunderts und als solche stets umstritten. Zum einen hegt die Wissenschaft Skepsis an der Wirksamkeit ihrer Methoden. Zum anderen ist diskutabel, ob die zivilisationskritisch untermauerte Orientierung an der Natur als modern oder reaktionär zu beurteilen ist. Es ist jedenfalls auffällig und interessant, wie oft uns in den aktuellen Diskussionen über Ernährung, Ökologie oder auch Gesundheit die Reform-Ideen aus dem vorletzten Jahrhundert wieder begegnen – zumeist in neue Schlagwörter englischer Sprache verpackt.

Nicht alles muss wissenschaftlich und ideengeschichtlich aufgearbeitet werden. Wenn das Wetter wieder stimmt, soll das kleine Becken am Rhein einfach Spass machen.

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