06. September 2020

«Wochendiagnose: Warp Speed?»

Es wächst unsere Ungeduld, die Corona-Zeit hinter uns zu lassen. Der Name des US-Impfprogramms bringt diese Sehnsucht auf den Punkt: Warp Speed, angelehnt an die Welt von Star-Trek, wo die Raumschiffe auf ihren interstellaren Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit durch das Universum fliegen. Die Gesetze der Physik werden dort durch eine fiktive Krümmung («warp») des Raumzeitkontinuums ausgeschaltet, damit sich die intergalaktischen Handlungen plausibel erzählen lassen.

Den Impfprogrammen überall auf der Welt ist ein rascher Erfolg zu wünschen, und selbstverständlich muss das Gesundheitswesen mit aller Konsequenz an medizinischen Fortschritten gegen Covid-19 arbeiten. Denn in der Tat ist Corona im Zeitraum von Monaten oder wenigen Jahren nur durch wirksame und breit verfügbare Impf- oder Behandlungsmethoden zu besiegen.

Zu Recht haben wir Hoffnung auf eine Zulassung von ersten Impfstoffen in wenigen Monaten. Trotzdem wäre die Erwartung unrealistisch, Corona so rasch ad acta legen zu können. Denn erstens muss eine Impfung den gesetzlichen Sicherheitsanforderungen genügen, auch und gerade in diesem Fall. Zweitens sind erste Impfungen oftmals für Risikogruppen nicht zugelassen, weil es dafür noch keine Studien gibt. Drittens dürfte die Dauer des Impfschutzes zu Beginn ungewiss sein, und viertens ist eine Impfung von weiten Teilen der Bevölkerung je nach logistischen Anforderungen wie zum Beispiel Kühlung anspruchsvoll und zeitaufwändig.

Die Krümmung vom Raum und Zeit ist eben etwas für Science Fiction. Hier auf Erden gibt es zwar wissenschaftlichen Fortschritt, aber vorerst bleiben wir auf langsamere und banalere Mittel gegen die Pandemie angewiesen. Abstand, Maske, gesunder Menschenverstand.

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