16. August 2020

«Wochendiagnose: Home everything?»

Die erste Woche nach den Sommerferien ist vorbei, das Schul- und Berufsleben wieder voll lanciert. Anders als die Schülerinnen und Schüler bleiben viele Arbeitnehmende daheim. Pflicht oder Privileg?

«My home is my castle» lautet seit Jahrzehnten die Kurzformel für den Rückzug ins Private. In diesem Jahr bekam die Heim-Parole neue Aktualität, als «Home Office» und «Home Schooling» im Zuge der Pandemiebekämpfung zur Notwendigkeit wurden. Im Rückblick waren die Heimwochen des Frühlings eine interessante und zweischneidige Erfahrung. Einerseits wurde viel Improvisations- und Digitalisierungspotential freigemacht, andererseits war es anstrengend, Familie, Schule und Beruf unter dem heimischen Dach zusammen zu bringen. Es ist zu hoffen, dass wir diese Erfahrung nicht wiederholen müssen.

Anders als die Schule ist die Arbeitswelt nicht flächendeckend zurück im angestammten Umfeld. Viele Unternehmen führen «Home Office» weiter. Dies ist aus epidemiologischer Sicht zu begrüssen. Ob es langfristig, über die Pandemie hinaus sinnvoll ist, wage ich aber zu bezweifeln. Sicher können zahlreiche Sitzungen oder Kontakte auch digital stattfinden, teilweise sogar effizienter und konzentrierter. Anderes hingegen lässt sich kaum voll digital ersetzen: Die Ideenentwicklung im Workshop, der interdisziplinäre Austausch in der Cafeteria, der Begrüssungsrundgang mit neuen Mitarbeitenden.

Es ist zu hoffen, dass in der Arbeitswelt auch in Zukunft ausreichend persönliche Kontakte möglich sein werden. Das scheint mir nicht nur für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit unserer Unternehmen wichtig, sondern auch für unseren Wohnungsmarkt. Dieser würde ja zwangsläufig stärker belastet, wenn die Arbeit auch gleich daheim stattfinden müsste. Letztlich ist aber die menschliche Dimension entscheidend: Wollen wir, einmal abgesehen von akuten Pandemiephasen, wirklich nur noch zu Hause sitzen?

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