06. Juni 2021

«Wochendiagnose: Selbstversorgungsillusionen»

Am kommenden Wochenende steht mit zwei Volksinitiativen zur Landwirtschaft auch die Idee der Selbstversorgung zur Debatte. Eine gefährliche Illusion.

Eine pestizidfreie Produktion; ein Tierbestand, der mit dem auf dem Betrieb produzierten Futter ernährt werden kann; ein Verbot der Einfuhr von Lebensmitteln, die synthetische Pestizide enthalten oder mithilfe solcher hergestellt worden sind. Das sind die Hauptforderungen der beiden Initiativen zur Landwirtschaft.

Die Sorge um gesunde Lebensgrundlagen und der Wunsch nach nachhaltiger Landwirtschaft sind sehr berechtigt. Deshalb wurden und werden die Vorschriften in diesem Bereich auch laufend verschärft, zuletzt als Reaktion des Gesetzgebers auf die beiden Initiativen.

Wichtig ist aber auch der breitere politische Kontext: Die Initiativen reihen sich ein in einen globalisierungskritischen und technologiefeindlichen Trend und befeuern die Illusion der Selbstversorgung. Diese soll offenbar für den einzelnen Betrieb (Futter für die Tiere muss selber angebaut werden) ebenso gelten wie für das ganze Land (kein Import von Lebensmitteln – ausser von völlig pestizidfrei Hergestellten).

Der Selbstversorgungsgrad der Schweizer Landwirtschaft liegt bei knapp 60% (Agrarbericht 2020). Die oben erwähnten Forderungen würden ihn zwangsläufig reduzieren. Gleichzeitig würden aber Importe von Lebensmitteln massiv erschwert (Pestizidverbot). Es ist schleierhaft, wie das aufgehen soll. Mehr noch: es wäre schon als Ziel fragwürdig, denn die Schweiz lebt längst nicht mehr vom Brot allein.

Zurück

«Wochendiagnose»