13. Juni 2019

«Wochendiagnose: Virtueller Zolli?»

An der kürzlichen Zolli-Generalversammlung, knapp einen Monat nach dem Nein zum Ozeanium, war die Enttäuschung spürbar, und es zeigte sich eine gewisse Verunsicherung über die aktuellen Diskussionen zum Verhältnis von Mensch und Tier.

Die Ablehnung des Bebauungsplans zum Ozeanium ist natürlich zu akzeptieren. Wir sollten aber kritisch hinschauen, welche Ideen und Forderungen sich nun im Windschatten immer lauter Gehör verschaffen. Als Beispiele kann der Aktivismus gegen Chaisen an der Basler Fasnacht oder gegen Tiere an Zirkusvorführungen genannt werden.

Von den Zoos wird etwa gefordert, dass sie sich auf einheimische Arten konzentrieren und Zuchtprojekte stark reduzieren (so das Zollikonzept der Fondation Franz Weber). Wenn man das konsequent zu Ende denkt, wäre der Zolli der Zukunft vor allem für ausgesetzte Hunde und verirrte Jung-Eichhörnchen da.

Tiere aus dem Meer, aus dem Dschungel oder aus der Steppe müsste man digital reproduzieren. Der Schutz der bedrohten Tierarten wäre denn allerdings auch nur virtuell, ihre Zukunft würde sozusagen immaterialisiert…

Ein Zolli soll auch in Zukunft kein 3-D-Kino sein. Neben Erhaltung, Schutz und Erforschung von Tieren geht es ja darum, uns Städtern die Welt der Tiere näher zu bringen, unsere Sinne für die Natur zu schärfen. Dafür ist es auch in Zukunft wichtig, dass wir den Tieren direkt begegnen können. So wie traditionell im Zolli.

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«Wochendiagnose»

Foto: Zoo Basel