29. August 2016

«Fest der Moleküle 2016 ein voller Erfolg»

Bereits zum zweiten Mal nach 2011 fand letztes Wochenende an der Universität Basel das Fest der Moleküle statt. Ziel des zweitägigen Wissensmarktes ist es, unseren Jungen die Naturwissenschaften näher zu bringen. Deshalb überbrachte ich sehr gerne ein Grusswort und das Gesundheitsdepartement beteiligte sich gleich mit zwei Ständen.

Das Kantonslabor stellte Wissen bereit zu "Lebensmitteln, Chemikalien und Kosmetika", während sich der Auftritt unseres Institut für Rechtsmedizin um Betäubungsmittel drehte. Die Universität hat die Highlights des ganzen Anlasses hier zusammengestellt.Sie zählte 4000 Besucher über das Wochenende und am Freitag 80 Schulklassen mit 1500 Schülerinnen und Schülern. Für die Besucher und die vielen teilnehmenden Firmen und Institutionen aus der Region war das Fest damit ein voller Erfolg!

Eine gekürzte und leicht redigierte Fassung meiner Grussrede können Sie nach den Strichen nachlesen.

 

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„Meine Damen und Herren

Es freut mich, heute mit Ihnen das Fest der Moleküle zu feiern und mit Ihnen zusammen den Tanz der Moleküle zu eröffnen.

Als Gesundheitsdirektor von Basel-Stadt habe ich jeden Tag mit Molekülen zu tun, sei es mit guten Molekülen in der Form von Medikamenten, sei es mit bösen Molekülen bei der Störfallvorsorge von Industrie, Gewerbe und Transportwegen im Kanton.  So ein unverschämtes banales Molekül wie elementares Chlor (Cl2) kann die Behörden jahrelang auf Trab halten, wie man am Beispiel der Chlortransporte durch Basel beobachten kann. Wir halten dazu sogar mit dem Bundesrat regelmässige Korrespondenz. Wenn Sie die Sprengvorlesung besuchen, sehen Sie vielleicht besser, weshalb.

(…)

Die Moleküle sind im Leben unserer Stadt traditionell besonders präsent und prominent. Der Universitätsratspräsident hat auf Meilensteine der Basler Wissenschafts- und Industriegeschichte bereits hingewiesen. Ich fahre damit gerne fort. Denn die Moleküle haben sich entwickelt: Mit der Komplexität und Ausdifferenzierung der verschiedenen Industriezweige, die aus der früheren chemischen Industrie am Rheinknie entstanden sind, wurden in den letzten Jahrzehnten auch die Moleküle selber grösser und komplexer. Viele der modernen Pharma-Wirkstoffe wie etwa die monoklonalen Antikörper, die den Kampf gegen Krebs revolutioniert haben, sind sehr grosse Moleküle. So gross und komplex, dass sie auf dem Plakat nur noch schwer abbildbar wären und eher beängstigend wirken würden.

Wir sind stolz, dass in Basel die wirksamsten Moleküle zur Behandlung von Krankheiten entdeckt und zur Marktreife gebracht werden. „Kleine Stadt der grossen Moleküle“ könnten wir uns deshalb etwa nennen. Wie kommt es eigentlich zu diesem Erfolg der Moleküle ausgerechnet in Basel? Gibt es dafür eine molekulare Erklärung? Wie sieht das Molekül eines erfolgreichen Wissenschafts- und Pharmastandorts aus? Welches sind die Elemente des Erfolgs? In welcher Beziehung stehen sie zueinander? Ich kenne diese Formel leider nicht. Ich glaube sie wird weltweit gesucht  und es gibt wohl nichts weniger als einen Nobelpreis dafür zu gewinnen.

Einzelne Elemente sind erkennbar, zum Beispiel das Wissen. Der Mensch lebt leider nicht lang genug, um den Stand der Forschung selber zu entdecken. Deshalb müssen wir die Erkenntnisse unserer Vorgänger rasch, kompakt und destilliert einnehmen können. Die Universität macht das auf vorbildliche Art und Weise. Die Lehre ist dabei die Galenik, jener Produktionsschritt, in welchem die Aktivsubstanz (hier: das Wissen) in eine einnehmbare Form gebracht wird. Damit sich das Wissen entwickeln kann, braucht es Innovation, braucht es neue Erkenntnisse und Schöpfungen. Das ist die Rolle der Forschung. Auch sie ist an der Universität beheimatet und, wenn wir von Medizin oder Pharmakologie reden, in der Pharmaindustrie und in den Spitälern, wo mit der klinischen Forschung der Schritt in die Praxis gemacht wird.

Vergessen wir nun nicht die Rahmenbedingungen: Innovation entsteht nur in einer freien Welt, wo Dogmen in Frage gestellt werden dürfen, und wo neue Erkenntnisse belohnt werden, ihren Entdeckern einen Profit ermöglichen. Dies sicherzustellen ist die Rolle der Politik, des Rechts und der Ökonomie. Deshalb besteht das Erfolgsmolekül ebenso wenig aus den Life Sciences allein wie die Erfolgs-Universität alleine aus Life Sciences bestehen kann. Und natürlich geht nichts ohne finanzielle Mittel und deren Investition durch unternehmerische Geister. Hier haben die Firmen ihre grosse Rolle, die ich gerade heute sehr herzlich verdanken möchte.

Neben der Industrie und privaten Gönnern hat der Staat seinen Teil zur Finanzierung zu leisten!  In unserem Molekül sind das vorwiegend die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt, die Trägerkantone der Universität Basel. Auch wir sind aufgerufen dazu beizutragen, dass das Erfolgsmolekül Basel stabil bleibt und nicht etwa in wenig wertvolle und therapeutisch nutzlose kleinere Moleküle zerfällt. Wissenschaft, Lehre, Forschung und Innovation; Universität, Politik und Wirtschaft prägen unser Erfolgsmolekül – aber die Elemente ergeben nur ein wirksames Molekül, wenn die Bindungen stimmen, wenn die Elemente in einer bestimmten Konstellation zu einander stehen, wenn sie richtig vernetzt sind.  Dazu gehört die Partnerschaft der verschiedenen Beteiligten, und dazu gehört die Öffnung der Wissenschaft für die Öffentlichkeit. Das Fest der Moleküle leistet dazu einen vorbildlichen Beitrag.

Ich danke im Namen des Regierungsrates des Kantons Basel-Stadt allen sehr herzlich, die zum ausserordentlich spannenden Programm dieser wertvollen Veranstaltung beigetragen haben.“

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16-08-26 Engelberger Fest der Moleküle

«Kleine Stadt der grossen Moleküle könnten wir uns nennen.»

Bild: Universität Basel/Peter Schnetz